Sonntag, 6. Mai 2018

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EMBARGO - und was dahinter steckt.





EMBARGO ist eine fiktive Geschichte vor realem Hintergrund. Es ist auch eine Ergänzung meines autobiografischen Romans TARHUNA, entstanden 1996/97 im Gefängnis. Aus verständlichen Gründen habe ich es damals vorgezogen, einige Fakten für mich zu behalten. Die habe ich jetzt nachgetragen.

Der zu Beginn geschilderte Angriff der CIA 1982 auf die sowjetischen Gasfelder in Sibirien ist nach einer Meldung der Washington Post im Jahre 2004 real. Ein früherer Mitarbeiter der US-Air-Force, sein Name wird mit Thomas C. Reed angegeben, hat vor einigen Jahren in seiner Autobiografie bestätigt, an dem Anschlag mitgewirkt zu haben. Der Angriff sei auf persönliche Initiative des damaligen Präsidenten Ronald Reagan erfolgt.
Realität ist auch, dass man mich beauftragen wollte, elektronische Bauteile für die Pumpen auf den Ölfeldern nach Libyen zu liefern. Dazu kam es nicht mehr, weil ich rechtzeitig – heute sehe ich es so – im Gefängnis landete. Was auch dazu gehört – nach einigen Wochen habe ich die U-Haft als Schutzhaft empfunden, wenn auch eine schmerzhafte Variante.
Nach dem Prozess im Oktober 1997 war eine Auflage des Gerichts, nie wieder nach Libyen oder Damaskus zu reisen. Daran habe ich mich nicht gehalten. In den Jahren von 2002 bis 2006 war ich mehrmals in Libyen und Syrien. Der Orient lässt mich nicht los, auch heute nicht.
Den hier geschilderten Bombenangriff auf Tripolis hat es nicht gegeben, dafür genügend andere. Wer das bezweifelt, sei an den Beginn der Bombardierung Libyens am 19. März 2011 erinnert. Die für diesen Krieg Verantwortlichen haben das Bombardement immer wieder als Befreiung der Libyer von dem Diktator Gaddafi bezeichnet. Ich versichere Ihnen, die Libyer sehen das mehrheitlich anders. Weshalb sollten sie getötete Zivilisten, unzählige tote und verkrüppelte Kinder, Frauen und alte Menschen und ihre völlig destabilisierte Heimat als Befreiung sehen.

Wikipedia sagt über den Krieg lapidar:
Internationaler Militäreinsatz
Datum: 19. März bis 31. Oktober 2011
Ort: Libyen
Casus Belli: UNO-Resolution 1973
Ausgang: Sieg der Rebellen im Bürgerkrieg
Folgen: Sturz des Regimes von Muammar al-Gaddafi, Machtübernahme durch den Nationalen Übergangsrat, anschließend Bürgerkrieg.

Muammar al-Gaddafi wurde am 20. Oktober 2011 ermordet. Wer für die Tat verantwortlich ist, wurde bis heute nicht geklärt, absichtlich behaupte ich. Es ist bedauerlich, dass es zu keiner Gerichtsverhandlung gekommen ist. Von einem bin ich überzeugt – niemand der damaligen Teilnehmer des Krieges war an einer rechtsstaatlichen und ergebnisoffenen Gerichtsverhandlung interessiert.
Gaddafi war viele Jahre im Westen wohlgelitten, weil er die Arbeit erledigt hat, an der sich die USA die Finger nicht schmutzig machen wollten. Bereits damals gab es in Folge des al-Qaida den aufkeimenden IS. Auf libyschem Territorium in der Sahara gab es Gefängnisse für Terroristen, die finanziert und auf Initiative der CIA gebaut und betrieben wurden. Parallelen zu Mubarak (Ägypten) und Saddam Hussein (Irak) sind unübersehbar. Bei Saddam Hussein kommt noch hinzu, dass in seine Amtszeit der erste Golf-Krieg vom 22.9.1980 bis 20.8.1988 fällt. Der Krieg richtete sich gegen die Mullahs im Iran, erdulden musste ihn die iranische und irakische Bevölkerung. In diesem Krieg kam auch Giftgas zum Einsatz. Zur Frage, woher die Munition kam, wer sie hergestellt und geliefert hat, gibt es wenig Antworten, umso mehr Schweigen. Schlimmer noch, niemand wagt, danach zu fragen. Wen wundert’s, dass die UN-Inspektoren nach dem dritten Golf Krieg vom 20. März 2003 bis 2. Mai 2003 die Giftgasmunition nicht gefunden haben, die als Alibi für den Überfall auf den Irak herhalten musste. Wer weiß, was für ein Absender auf den Geschosshülsen gestanden hat, denn Giftgas wie Sarin hat eine Art Fingerabdruck. Man kann den Ursprungsort einigermaßen sicher feststellen.
Geblieben sind uns Bilder, auf denen der damalige US-Verteidigungsminister Dick Cheney Saddam Hussein freudestrahlend die Hand schüttelt. Wie es auch viele Fotos gibt, auf denen westliche Politiker, auch deutsche, Gaddafi die Hand schütteln. Keiner der Händeschüttler will heute daran erinnert werden. Das gilt sicher auch für das Foto – sollte es eins geben – auf dem der ehemalige Außenminister Joschka Fischer sich bei Gaddafi dafür bedankte, dass er mit Zahlung von 25 Millionen US-Dollar die Freilassung der deutschen Geiseln aus den Händen der philippinischen Entführer bewirkt hatte. Der Minister war am 12. September 2000 nach Tripolis gereist, um den Dank der Deutschen Regierung zu überbringen. Finnlands Außenminister Erkki Tuomioja (es befanden sich auch Finnen unter den Entführten) sprach von einem weiteren Beispiel für die humanitäre Hilfe, die Libyen bereits in der Vergangenheit bei der Beendigung ähnlicher menschlicher Tragödien geleistet habe.
Man mag Gaddafi Größenwahn unterstellen. Allerdings befindet er sich damit – nach meiner Meinung – in bester Gesellschaft, nämlich der einiger westlicher Staatenlenker. Tatsache bleibt, dass er nicht nur im eigenen Land, sondern auch in vielen afrikanischen Ländern als Wohltäter gesehen wurde. Libyen hat unter seiner Präsidentschaft Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen in Westafrika finanziert. Das gilt auch für einige Satellitenprojekte. Das Great-Man-Made-River-Projekt hat die Großstädte Libyens mit Trinkwasser versorgt, das habe ich noch erlebt. Es sollte später die angrenzenden Länder des Sahel mit Wasser versorgen. Dazu kam es nicht mehr.
Als das Apartheid-Regime in Südafrika von den westlichen Staaten noch hofiert wurde, hat Gaddafi Nelson Mandela und den ANC militärisch und finanziell unterstützt. Als Gaddafi in Ungnade fiel und es für westliche Politiker nicht mehr opportun schien, ihm die Hand zu schütteln, reiste Nelson Mandela 1997 trotz aller Verbote und UN-Resolutionen nach Tripolis, und beschwor seine Freundschaft mit Gaddafi. Diese Reise hat Nelson Mandela viel Kritik eingetragen, aber er ließ sich nicht beirren. Er erklärte in mehreren Interviews mit amerikanischen Zeitungen, ohne Gaddafi gäbe es noch immer das Apartheid-Regime.
Negative Auswirkungen auf den US-Dollar hätte der von Libyen geplante Gold Dinar gehabt. Diese neue, rein afrikanische Währung, sollte durch libysches Gold gedeckt sein, und auf dieser Basis sollte der Öl- und Rohstoffexport mehrerer afrikanische Länder abwickelt werden, nicht mehr auf Basis des US-Dollars.
Gaddafi ist tot, Libyen ist ein Trümmerhaufen und daran wird sich auf absehbare Zeit auch nichts ändern. Das libysche Öl fließt spärlich, in welche Taschen die Gewinne fließen, entzieht sich meiner Kenntnis. Die medizinische Versorgung, früher kostenlos, kostet auch heute nichts, denn sie existiert nicht mehr. Wie auch die Schulen und Universitäten immer noch kostenlos sind, denn sie sind weitgehend geschlossen.
Libyen hat unter Gaddafi aus den Ölverkäufen große Vermögen erwirtschaftet. Das Geld liegt auf US-amerikanischen Banken und ist größtenteils bis heute blockiert. Gaddafis Familie sagt man ein Auslandsguthaben von etwa 100 Milliarden US-Dollar nach. Nehmen wir mal an, er hat sich tatsächlich zulasten des libyschen Volkes bereichert und sein einfaches Beduinenleben in einem Zelt war nur Maskerade, dann stände das Geld der libyschen Bevölkerung zu. Tatsächlich ist das Geld, woher auch immer es stammt, bis heute verschwunden. Man stellt wilde Vermutungen an, der ehemalige Finanzverwalter Gaddafis hätte das Geld gestohlen. Rund 100 Milliarden an den Banken vorbei in einem dicken Sparstrumpf in einer Schubkarre?
Man mag Gaddafi für einen Diktator halten, der für viele Morde verantwortlich war. Tatsache bleibt aber, dass jeder US-Drohnenangriff auf der ganzen Welt vom US-Präsidenten abgesegnet werden muss. Präsident Obama sagt man nach, er habe persönlich an der Auswahl der Ziele mitgewirkt. Wenn bei so einem Angriff unbeteiligte Zivilpersonen getötet werden, dann geschieht das mit Billigung und Unterschrift des US-Präsidenten. Ein Gerichtsverfahren gegen Obama ist wohl nicht zu erwarten. Im Gegenteil, man schmückte Obama bereits vor seinem regulären Amtsantritt mit dem Friedensnobelpreis, den er auch tatsächlich annahm.
Hätte er ihn abgelehnt und gesagt – lasst uns doch erst mal abwarten, wie sich das alles entwickelt – ich hätte große Achtung für ihn empfunden.
Valencia, Februar 2018